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Kinderbuchpräsentation

Auszüge aus dem Buch:




* Der Anfang *


Der geheimnisvolle Ort

Die Sonne fiel langsam, müde und erschöpft, geradezu auf eine kleine Kette von Bergen. Noch strahlte sie, doch auf ihrem Weg hinab auf die andere Seite, zogen bereits dunkle Wolken heran. Leise säuselte der Wind über das unruhig werdende Meer hinweg. Am Ufer überschlugen sich die Wellen an wuchtigen Felssteinen und warfen dabei das Wasser - mindestens einen Meter hoch - spritzend in die Luft. Das Licht der untergehenden Sonne spielte mit den umherwirbelnden Meereströpfchen, diese glitzerten darin wie wundervolle Diamanten. Man könnte meinen, Feen hätten sie dorthin gezaubert. Und betrachtete man sich die gesamte Umgebung ein wenig genauer, erschien einem alles wie verzaubert, so, als wäre es ein Reich der Feen und Zauberer.
Dem gewaltigen Ozean trotzend, so schien es, stand da ein Häuschen, genauer betrachtet, waren es gar drei. Klein und schmal gebaut, schmiegten sie sich dicht aneinander, so, als wären sie eins. Umsäumt von Blumen, Sträuchern und riesigen Bäumen des angrenzenden Waldes.
Das musste wirklich ein besonderes Haus sein, wenn es da so einsam - den Naturgewalten schutzlos ausgeliefert - verweilte. Wer mochte darin wohl leben? An einem Ort, den eigentlich niemand finden kann, der ihn nicht kennt. Hier, wo das Ende so nah, es aber auch ein Anfang sein konnte, je nachdem von welcher Seite man es betrachtete. Und ganz gleich welchen Weg man nimmt, keiner versprach einen Vorteil.
"Wohnte hier vielleicht gar der Geist der Zeit?", mochte man da wohl bei seinem Anblick denken. Wie aber gelangte man dorthin?

Es kann wohl nur der darüber berichten, der ihn fand - vielleicht gar von ihm herbeigerufen wurde. Ja, so war das damals, als alles begann…
Der alte Mann stand am Meer und schaute sehnsüchtig zum Horizont: Er wusste, bald war seine Zeit gekommen. Aber er konnte beruhigt diese Welt verlassen, denn er hatte ihr viel hinterlassen - so viel, wie es für ein Menschenleben angemessen schien. Noch einmal dachte er zurück an seine Familie die er vor vielen Jahren verlassen hatte -
Werden sie noch manchmal an ihn denken, und würden seine Enkel und Urenkel von ihm erfahren? Sein größter Wunsch war es stets, ihnen seine Geschichte erzählen zu können. -



* Das Ende *


aus dem Kapitel: Ein neuer Anfang

‚….Es gibt Menschen, die fast noch so Leben wie zu Beginn. Es ist kaum vorstellbar, aber sie würden unsere Welt bestimmt nicht wollen - unsere Welt am anderen Ende. Ende…? Die Welt dreht sich stets weiter und weiter…schneller und schneller…
Vielleicht dreht sie sich einmal so schnell, dass sie uns Menschen einfach von der Erde katapultiert - zumindest diejenigen, die ihre Träume bis in den Himmel bauten, weil sie das Einfache leider nicht mehr zu schätzen wussten -
…Der Anfang, das Ende. Die Mitte kann man aber nur mit dem Herzen finden - und er hat sie gefunden. Es ist kein Ort, den man wegen Schönheit und Glanze aufsucht. Nur das Herz kann ihn finden - den Platz, wo man hingehört, an dem man dann für immer bleiben möchte. Manchmal muss man für ihn weit gehen, aber im Grunde liegt er uns so nahe. Ja, auch Großmutter Johanna sprach von der Mitte, die sie gern bevorzuge…
*
…"Aber eine Veränderung dürfen wir offen zeigen: unsere Freundschaft." Während Chris dies sagte, strahlte er wie der Sonnenschein persönlich. Auch Lisa ließ sich davon anstecken. Dazu fielen ihnen besondere Gegebenheiten der letzten Tage wieder ein, die sie in dem Moment nicht so zum Lachen fanden, aber jetzt - im Nachhinein - sah die Sache anders aus. So rollten sie die Woche von ihrem Anfang bis hierhin zu ihrem Ende nochmals auf, dabei stellten sie fest: Sie war der Beginn einer neuen Welt - für sie beide; und wer weiß…




Kapitel 1


Das Rätsel

Der Morgen schlief noch im Dunkel der Nacht. Außen an den Fenstern klebten Schneesterne, und es wurden immer mehr. In großen Flocken fielen sie herab. Es war der erste Schnee in diesem Winter, auf den nicht nur alle Kinder gewartet haben, auch viele Erwachsene freuten sich auf die weiße Pracht. Ja, damit hatte alles wieder seine Ordnung, nachdem mitten in der vierten Jahreszeit der Frühling seine Knospen hatte treiben lassen. - Nein, so etwas war weder für Mensch noch die Natur gut.
Chris schlug gerade seine Augen auf, als der Wecker fordernd seine Pflicht erfüllte. ‚Ach, der schon wieder', waren seine ersten Gedanken und sein Blick fiel auf das Fenster ihm gegenüber. ‚Nein, das kann nicht sein. Ist das Schnee? Aber -, woher kommt der denn so plötzlich? Keiner hat davon gesprochen, das es schneien wird -.' Schnell sprang er aus dem Bett, um sich zu vergewissern, das alles kein Traum war. Er öffnete das Fenster und nahm eine Handvoll dieses lang ersehnten weißen Wunders. ‚Ja, der ist echt', stellte Chris zufrieden fest, und leckte vorsichtshalber einmal daran. Am liebsten wäre er sofort hinausgerannt, aber er beschloss, sich vorher etwas Warmes anzuziehen. Nun fiel ihm auch ein, dass er heute den ganzen Tag allein zu Hause sein wird. Seine Eltern würden erst spät am Abend von ihrer Arbeit zurück sein, und das vielleicht sogar für den Rest der Woche. Es war das erste Mal heute, das beide ihn so lange alleine ließen, und ausgerechnet jetzt, wo die...; ‚ja stimmt, es sind doch Ferien. Na, das wäre ein Spaß gewesen.' Bestimmt wollte ihm jemand einen Streich spielen, und hat den Wecker gestellt. Das konnte nur einer seiner Freunde gewesen sein, die ihn gestern besuchten. ‚Wenn ich den erwische…-'
Jedoch hatten ihm seine Eltern versprochen, gemeinsam am Wochenende für ein paar Tage in die Berge zu fahren. ‚Das sind gute Aussichten, damit komme ich diese Woche spielend zurecht.' Freitagabend sollte es mit dem Zug losgehen und sie würden die ganze Nacht unterwegs sein. Darauf freute er sich riesig: ‚Noch viermal schlafen - juchheisa Sa'.
Doch bevor er dem Vergnügen im Schnee frönte, wollte er nachschauen, ob noch jemand im Haus war. Schnell stellte er jetzt zufrieden fest: keiner da. ‚Gut, dann werde ich vor dem Frühstück ein wenig Schneeluft schnuppern gehen' -
Und während er draußen im Garten herumkullerte, rutschte, Schnellbälle nach dem Bäumen warf, fand er es bald langweilig, das alles allein zu tun. So lief er ein paar Schritte im Ort herum, um zu schauen, ob schon jemand genau wie er, es kaum abwarten konnte im Schnee zu toben. Noch immer schwebte Dunkelheit am Himmel, und das Schneegestöber wurde heftiger. Fast in jedem Haus brannte irgendwo ein Licht, doch niemand tummelte sich freudig an den Wegen oder Häusern herum. Einige Erwachsene begannen bereits mit dem Schneeschieben.
Für ein paar Sekunden dachte er darüber nach, dass er vielleicht schon zu alt war, um ausgelassen sich dem winterlichen Treiben hinzugeben. ‚Ach was, in einer Woche werde ich elf, und sicherlich erst dann sollte ich langsam - langsam - mir Gedanken machen, was ich noch darf und was nicht. Nein, ich sollte lieber daran denken: was nun alles an Neuem hinzukommt. Zum Beispiel mehr Taschengeld, länger abends aufbleiben -; na ja, ich glaub, so viel wird sich nach diesem Geburtstag noch nicht verändern…aber nach dem nächsten dürfte bedeutend mehr drin sein -
Na, das eine Jahr werde ich auch noch überstehen.'
Chris ging gelangweilt zum Haus zurück, in dem er mit seinen Eltern wohnte, und blieb davor stehen. Mit seinem Fuß begann er den Schnee beiseite zu schubsen, versuchte auch ihn darauf zu bekommen, um diesen anschließend in die Höhe zu werfen. Dabei betrachtete er das kleine Einfamilienhäuschen, das recht schmal dafür aber ziemlich hoch gebaut war. Eine Dachhälfte reichte bis hinunter auf den Boden. Während er es weiter anstarrte, als sehe er es zum ersten Mal, fiel ihm auf: das es wie ein Hexenhaus aussah. Ja, nur das ihr's zwei Stockwerke besaß, ein Richtiges dagegen gewiss nur eines hatte - war sich Chris sicher. Nun stellte er sich vor, was eine Hexe wohl mit einem Haus anstellte, das ein zweites Stockwerk hatte, dafür aber keinen Keller. ‚Mm', überlegte er: ‚Eine moderne Hexe braucht keinen dunklen Keller oder gar eine finstere Hütte im Wald, nein, sie liebt das Licht; nur das Böse möchte in Finsternis leben. - Wenn also die Hexe aus der gesamten unteren Etage eine Wohnküche machte, konnte sie, während sie ihren Zauberbrei kochte, sich fühlen so als stünde sie in der Natur. Denn das Haus hatte ringsherum riesige Fenster. Davor wiederum, war ein wunderschöner Garten mit vielen Kräutern, und natürlich verschiedene Sorten der farbenprächtigsten Blumen - so, wie sie auch in der Natur vorkommen. Dann braucht sie aber auch noch eine Menge der unterschiedlichsten Nadelbäume; ja, das muss schon sein, sie braucht den Duft des Waldes. Und eine moderne Hexe liebt auch die Vögel, deshalb die vielen Nadelbäume, denn diese geben ihnen auch im Winter Schutz. Warum soll eine moderne Hexe eigentlich Vögel mögen?', wunderte sich Chris jetzt selbst über seinen Einfall. Da erinnerte er sich, was ihm einmal seine Großtante gesagt hatte: ‚Ehre und schütze die Vögel, denn sie sind die auserwählten Geschöpfe unseres Herrn', Chris mochte zwar den Begriff des ‚Herrn' nicht so sehr, aber vielleicht konnte er einmal einen besseren finden. ‚Sie Nehmen in Dankbarkeit, und Geben ein Vielfaches davon zurück. Mm', dachte er jetzt darüber nach: ‚da ist was dran. Man stelle sich einmal vor, es gebe keine Vögel. Selbst die Großstädter würden zumindest am Morgen und am Abend etwas vermissen. Ohne dass es uns richtig bewusst ist, geben sie durch ihren Gesang uns die Kraft für einen langen Tag. Und am Abend nehmen sie einem die Last, wiederum durch ihren Gesang, und tragen sie weit hinweg.' Ja, auch das hatte ihm diese Tante verraten.
Chris wunderte sich über seine komische Gedanken über moderne Hexen, aber wahrscheinlich trug auch dafür sein Tantchen die Verantwortung. So spielte er noch ein Weilchen gedankenverloren mit seinen Füßen im Schnee. Nachdem ihn das nicht mehr befriedigte, beschloss er hinein zu gehen und zu frühstücken. Ja, er würde sich ein schönes Frühstück bereiten, sich dann vor den Fernseher setzen und erst einmal in Ruhe essen, dabei könnte er überlegen, was er danach machte. Sicher würde er mit seinen Freunden heute Rodeln gehen, gewiss jedoch nicht vor neun Uhr. Nun schaute er nach der aktuellen Zeit: ‚Sechse erst', wunderte er sich. ‚Mm, tja, noch viel Zeit.
-
Nach dem Essen saß er wieder auf dem Sofa und schaute sich einen Film an, der gerade im Fernseher lief. Er handelte von einem Jungen, etwas älter als er selbst, der sich auf die Suche nach einem verwunschenen Haus machte, nachdem sein Großvater ihm die Geschichte von jenem wundersamen Ort am Rande des Meeres erzählte; mit Hinweisen wie es zu finden war. Warum aber wollte der Junge zu diesem seltsamen Häuschen? So etwas wie ein verzauberter Fluch sollte darüber herrschen -
‚So ein Quatsch - na ja, ist halt ein Film, die müssen sich immer was Verrücktes ausdenken', dachte Chris belustigt. Aber es interessierte ihn schon, irgendwie, auch wenn er sich nicht erklären konnte wieso. Der Film zog ihn nun mehr und mehr in seinen Bann. Vor allem wollte er wissen, was es mit dem Haus auf sich hatte, und warum der Junge unbedingt dahin gehen musste, wie er selbst meinte.
Christopher, so hieß der Junge in der Geschichte, erreichte nach einem langem, Kräftezerrenden Weg schließlich sein Ziel. Erschöpft und doch glücklich bat er um Einlass in das verwunschene Haus, das verträumt und friedlich am Rande des Waldes und des Meeres schlummerte. Hier mochte niemand etwas Böses dahinter vermuten, aber…
‚Nein, was soll den das?', fragte sich der Chris auf dem Sofa vor dem Fernseher. ‚Was ist das für ein Ende?' Verdutzt schaute er im Abspann auf die weite, ruhige und recht öde Landschaft; im Hintergrund erklangen ungewohnte Klänge, die Melodie einer fremden vergessenen Welt. Zuvor hatte man noch gesehen, wie der Christopher im Film das Häuschen betrat, und sich sofort die Türen hinter ihm schlossen, wie von Geisterhand; der Zuschauer musste draußen bleiben. Dann gab es plötzlich einen lauten Knall -
Nein, mit so einem Ende hätte er nicht gerechnet. Es war voller Rätsel. Außerdem forderte ganz am Ende ein Erzähler einen mutigen Jungen auf, in das Reich der Feen, Elfen und der Weisen Frau zu kommen. Wer es wirklich will, der kann es schaffen. Aber nur der wird sein Ziel erreichen, der zu Anfang ein Rätsel löst. Zu finden in einem Buch, welches verrät, wo das geheime Büchlein, das ausführlich den Weg zum verwunschenen Ort beschreibt, aufbewahrt ist.
Noch immer konnte Chris nicht verstehen, warum jemand dorthin gehen sollte. In ein Reich voller Rätsel, bei dem, kaum war eines gelöst, schon wieder ein Neues wartete -. ‚Alles hatte einen Anfang, doch das Ende blieb unerreichbar', kam ihm mutlos in den Sinn.
Der nun etwas durcheinander geratene Junge, schaltete sofort den Fernseher aus. Seine hoffnungsfrohe Tagesplanung schmolz dahin, wie vielleicht bald der Schnee da draußen. ‚Wie will ein Buch gefunden werden können, ohne den geringsten Hinweis dazu zu haben? Wo fängt man an zu suchen: ist es alt oder neu, was ist sein Inhalt? - Ach, was mache ich mir eigentlich einen Kopf darum, war doch nur ein gewöhnlicher Film. Haben sich sicher nur wichtig tun wollen -.' Doch unentschlossen blieb Chris auf dem Sofa sitzen. Ihm ging die Sache mit dem Buch nicht mehr aus dem Sinn: ‚Gab's vielleicht doch eine Geschichte dazu?'